Seit der britischen Invasion in Afghanistan im Jahr 2001 (und davor), leben die Menschen im Land unter ständiger Gewalt
und Terror. Letztes Jahr (2017) sind von Januar bis September über 8090 Zivilisten Opfer des fortwährenden Krieges
zwischen den Taliban, DAESH, der Regierung und ihren Verbündeten geworden. Momentan treten täglich etwa 80
bewaffnete Konflikte im Land auf und die Anzahl der Opfer hat sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht.
In den letzten Monaten haben die Taliban Gebiete zurück erobert, die sie während der Invasion und dem darauffolgenden
Truppenaufenthalt der NATO Truppen verloren hatten. Die afghanische Regierung verliert täglich die Kontrolle über
einzelnen Dörfer oder sogar ganze Distrikte. Aufgrund dieser Entwicklungen haben die UN Afghanistan in ihrer Einstufung
von einem Nachkriegsland zu einem Kriegsland degradiert.
Die Anzahl der traumatisierten Zivilisten ist schockierend. 2009 gab das afghanische Gesundheitsministerium an, dass etwa
zwei Drittel der Bevölkerung an psychischen Problemen litten, welche in einem der instabilsten Länder der Erde jedoch nicht
fachmännisch behandelt werden können.
Es geht jedoch nicht nur um die überwältigende und stark steigende Anzahl von gewalttätigen Konflikten, verwundete oder
tote Zivilisten, obwohl diese alleine schon ein Grund sein sollten, dass Afghanen in Europa den Schutz erhalten, den sie
verdienen. Unsere Regierungen werden hiervon nicht überzeugt, obwohl, der Global Peace Index 2017 Afghanistan nach
Syrien als das unsicherste Land der Erde einstuft. Dennoch hören unsere Regierungen uns nicht zu.
Die Asylquoten für Afghanen in der EU unterscheiden sich massiv von Land zu Land. Einige Länder gewähren so gut wie nie
Asyl (Ungarn erkennt Asyl nur für 7,4% der afghanischen Flüchtlinge an), andere Länder sind etwas kulanter. Aber die EU
Staaten dadurch haben bewiesen, dass sie nicht willens sind, Afghanen zu schützen, indem sie die afghanische Regierung
unter Druck setzten, ihre Bürger zurück zu nehmen – sonst würden finanzielle Hilfen gekappt.
Die Geschichten abgeschobener Afghanen werden wahrscheinlich niemals die nationalen Medien erreichen, aber zahlreiche
Menschenrechtsorganisationen, wie z.B. Amnesty, haben über die Tötung abgeschobener Afghanen berichtet, die wieder
„nach Hause“ kamen. Sogar jetzt befinden sich diese Menschen in Gefahr, während unsere Regierungen weiterhin die
Menschen abschieben, die uns um Schutz bitten. 2015 wurden 3260 Afghanen abgeschoben. 2016 verdreifachte sich diese
Zahl nahezu und 9460 Afghanen wurden abgeschoben. Internationale Institutionen bezeichnen Afghanistan als Kriegsgebiet.
Führende Menschenrechtsorganisationen haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, afghanische Flüchtlinge
zu akzeptieren. Die Menschen, die wir abschieben, werden wahrscheinlich sterben. Und trotzdem fahren unsere
Regierungen damit fort. Es ist Zeit, zu handeln.